Please don't Rush




Zu allererst allen ein frohes neues Jahr und Entschuldigung dass wir so lange nicht geschrieben haben. Unsere Schreibblockade hatte unterschiedliche Gruende. Der wichtigste Grund ist wohl, dass wir seit ca. 2 Wochen in der Volksrepublik Laos sind und hier die Uhren ganz anders gehen als in Europa. Die Menschen hier haben alle eine unglaubliche Gelassenheit und alles ist etwas langsamer als anderswo. Diesem Tempo haben wir uns nach dem aufgeregten Thailand gerne angepasst. Zudem waren wir in der letzten Zeit immer in einer grossen Gruppe unterwegs, was uns auch immer vom Internet ferngehalten hat. Deshalb jetzt mal etwas mehr als sonst.

Kurz vor Weihnachten sind wir von Chiang Mai ueber den Mekong nach Laos gefahren und haben dem korrupten Thailaendischen Grenzern 20 $ Weihnachtsgeld geschenkt weil wir 2 Tage ueber unser Visum waren. In Laos angekommen haben wir uns ueber die Hinterlassenschaften der Franzosen in Form leckerer Baguettes gefreut und den Sonnenuntergang ueber dem Mekong bestaunt. Am naechsten Tag ging es dann los zu der einzigen Tour die wir schon vor der Abfahrt geplant hatte, der Gibbon Experience. Das bedeutet 3 Tage an Stahlseilen durch den Urwald rasen und in Baumhaeusern uebernachten. Die Seile kann man sich in etwa so vorstellen die Seilbahnen, die es auf guten Spielplaetzen gibt, nur ungefaehr 100 mal groesser und schneller. Die Tour war unglaublich und wir hatten grosses Glueck mit unserer Gruppe.



Nach der Tour sind wir mit der ganzen Gruppe zwei Tage lang den Mekong runter getuckert und haben unsere Hintern auf den Holzbaenken auf eine harte Probe gestellt. Der Beginn der Fahrt war aeusserst turbulent. Wir waren recht frueh auf dem Boot und konnten uns gute Plaetze aussuchen und warten bis das Boot abfahren sollte. Kurz vor der geplanten Abfahrt war das Boot voll, und die Matrosen haben angefangen Plastikstuehle auf den Gaengen zu verteilen. Eine halbe Stunde nach der geplanten Abfahrt tauchte ploetzlich eine ganze Busladung Touristen(insgesamt etwas mehr als die Leute die schon auf dem Boot waren) am Ufer auf und wollte auch noch auf das Boot. Das fanden alle an Bord nicht so witzig, und nach einer langen Diskussion(2 Stunden) mit dem Kapitaen kam eine solche Meutereistimmung auf, dass er nicht anders konnte als ein zweites Boot zu besorgen. Die Touristenrevolte mit Sprechchoeren, Fusstrampeln und allem ausser Kielholen waere wirklich lustig gewesen, wenn es nicht so lange gedauert haette. Die Verzoegerung fuehrte naemlich leider dazu dass wir am Abend in kompletter Dunkelheit ueber den Mekong fahren mussten. Auf dem Boot gab es keinen Strom und folglich war der Kapitaen im Blidflug unterwegs. Da gerade Trockenzeit war konnte man Tagsueber auch ueberall im Wasser die scharfkantigen Klippen bewundern und sich spaetestens ab 5 Uhr Nachmittags wundern dass man noch nicht ertrunken war. Trotz der versuchten Meuterei hat uns der Kapitaen aber heil an unserer Zwischenstation und am naechsten Tag im wunderschoenen Luang Prabang abgeliefert.

Luang Prabang war der perfekte Ort um Weihnachten zu verbringen! Es war kein schoenes Wetter und so kalt dass man abends einen Pullover brauchte und so kam richtig Weihnachtsstimmung auf. Die Stadt ist wohl auf der meistbesuchte Ort in Laos und so war man auch nicht so alleine beim Weihnachtsfeiern und es gab sogar Weihnachtsschmuck (sogar das Buero der KP war mit speziellen roten Sternen geschmueckt). Wir haben uns den Angloamerikanern in unserer Gruppe angepasst und am 25. ein grosses Weihnachtsessen veranstaltet und den Rest der Weihnachtszeit mit Massagen und Sauna verbracht. Ausserdem haben wir auf der Hauptstrasse das beste Croissant unseres Lebens gegessen.

Nach Weihnachten haben wir uns dann unter Traenen von unserer internationalen Ersatzfamilie getrennt und sind nach Osten in die Berge gefahren. Auf der Hochebene um Phonsavan gibt es mehrere Gruppen von riesigen Steinkruegen die dort seit Ewigkeiten verstreut liegen. Eigentlich sind wir da hoch gefahren um uns die anzusehen, aber die Hinterlassenschaft der Amerikaner in Ost-Laos hat den Kruegen die Show gestohlen.

Im Verlauf des Vietnamkrieges haben die Amerikaner dort, trotz der Anerkennung Laos als neutrales Territorium, ca. 6 Millionen Tonnen Bomben(das sind ca. 3 Tonnen pro Einwohner) abgeworfen von denen ein Grossteil Clusterbombs waren. Aus Mangel an Phatet Lao oder Vietkong Kaempfern, oder einfach nur aus Angst mit Restbomben an Bord wieder in Thailand zu landen, wurde auch viel auf Doerfer und Felder abgeworfen um die Versorgung der Phatet Lao zu schwaechen. Geschaetzte 10-30% der Bomben sind bis Heute noch nicht explodiert und liegen noch scharf am Boden und machen so das Land unbrauchbar. Der Besitzer unseres Guest House stammt aus der Gegend und hat mit uns eine Tour durch die Bombenkrater gemacht und uns noch eine Menge ueber Hilfsmittel(nur ein Bruchteil davon aus Amerika) die im Filz der NGOs und der Laotischen Regierung versickern, erzeahlt. Zu dem Thema hat er uns das Buch Ravens empfohlen, ich bin noch nicht dazu gekommen, aber wen das interessiert der kann es ja mal lesen.

Allerdings war auf da oben auch nicht nur Truebsalblasen angesagt, weil unser Wirt auch ein passionierter Golfspieler(auf dem alten Flugplatz neben seinem Haus), Eulenbesitzer und Reiswhiskeybrauer war und wir abends eine tolle Party gefeiert haben.

Nach dem Abstecher in die Steppe sind wir zum Silvesterfeiern nach Vang Vieng gefahren. Ich fuerchte Vang Vieng wir in hoechstens 5 Jahren sowas sein wie der Ballerman suedost Asiens, aber noch war es dort sehr angenehm, besonders zum Silvester feiern. Die Hauptatraktion der Stadt ist das sogenannte Tubing. Das bedeutet man mietet sich einen LKW schlauch und treibt darin den Fluss herunter. Allerdings ist entlang der Strecke alle 20 Meter eine Bar, die versucht einen aus dem Wasser zu fischen und einem zuerst Whiskey zu schenken und dann Bier zu verkaufen. Das Prinzip hat bei unseren vier Bekannten und uns sehr gut funktioniert. Die Strecke dauert normalerweise 2 Stunden, wenn man es schafft nicht anzuhalten. Wir haben um 10 Uhr morgens angefangen und waren so ungefaehr um 5 Uhr am Ziel. Die Stimmung war aber nicht wie man sich ein Kampftrinken auf Malle vorstellt, sondern sehr entspannt und eher wie in der alten Langnese Werbung. Als besondere Attraktion haben die Bars alle riesige Schaukeln, Seilbahnen und Rutschen(alles aus Bambus) ueber den Fluss gebaut und man sieht ueberall Leute durch die Luft fliegen. Nach kurzer Erholung haben wir dann abends in einer Bar auf einer Insel im Fluss ins neue Jahr getanzt obwohl die Musik ganz schrecklich war uns sich staendig wiederholt hat.

Gestern Morgen sind wir dann vom Reifen auf Kajaks umgestiegen und nach Vientiane in die Hauptstadt von Laos gefahren. Hier gibt es guenstiges franzoesisches Essen, was wir gleich ausprobieren werden und morgen geht es schon weiter, weil uns so langsam die Zeit davon laeuft. In 2 Wochen haben wir uns mit einem Paar aus Irland in Angkor Wat verabredet, und muessen jetzt mal wieder etwas schneller werden. Ich hoffe dieser ungewoehnlich lange Post entschaedigt ein wenig fuer die lange Pause!

Achja, ich muss noch den Titel erklaeren. Es haengt mit der laotischen Mentalitaet zusammen, die ich ja schon beschrieben habe. Die Laoten haben sich aus der englischen Abkuerzung fuer Volksrepublik Laos - Laos P.D.R - ihr inoffizielles Nationalmotto gemacht und das heisst eben: Please don't rush! (Bitte nicht hetzen)

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Entschädigung angenommen :) Schön, wieder neues aufregendes von euch gehört zu haben...da kriegt man so ein Fernweh.Liebe Grüße! @Ricarda:Ich schreib bald...ist schon wieder viel passiert ;-)Kussis

Anonym hat gesagt…

achjee,
das klingt ja huebsch was ihr da so erzaehlt. und das motto gefaellt mir, vielleicht sollte ich nach laos ziehen.
aber kein stress...
passt auf euch auf, bis bald und lieben gruss

Ricarda hat gesagt…

Oh ja, Jannis...Laos waere bestimmt genau das richtige fuer Dich! Es ist wirklich sehr sehr entspannt.
@Judith: ich bin gespannt:-)

Anonym hat gesagt…

Hey Ihr zwei!
Klingt unglaublich was Ihr da macht... Leider wurde mein Urlaub für diese Aktivität grad abgelehnt (vll. hätte ich nicht gleich n halbes Jahr nehmen sollen ;-))
Also, lasst es euch weiter gut gehen. Ich seh nächstes WE mal in eurer Heimat Berlin nach dem Rechten. Gruß aus dem regnerischen Barcelona, Sibi

maqkse hat gesagt…

Na komm, du kommst doch auch gerade erst aus dem Urlaub! Erfrier nicht in Berlin, ich hab munkeln hoeren dass es die Tage -25 grad oder sowas unmenschliches war. Das vertragen Spanier nicht! Gruss aus Angkor Wat!